Bericht zum Frühjahrstreffen des BMW 6er Club e.V. vom 14.-17.05.2015 in Plauen
Episode III – Die Sachsen schlagen zurück – möge die Macht mit uns sein, ei verbibsch…
Plauen ! Plauen ? Ja, Plauen ! … ah sö, Blaun. Nu saschn sä däs doch gläch.
Nach Harz und Schwerin, organisierte unser junger Jedi Ralf „Hutschi“ Hutschenreuter das große Frühjahrstreffen in der Kreisstadt des Vogtlandkreises im Südwesten des Freistaates Sachsen, nu – Blaun äbn !
Damit sind wir zum dritten Mal in Folge zu Gast in den „neuen“ Bundesländern, ein Novum in der bisherigen Planung unserer Destinationen. Und wenn man jetzt schon einen kurzen Ausblick auf das Herbsttreffen geben darf, dann schlagen wir mit Berlin in Bälde Episode IV auf, aber dazu später im Jahr mehr.
Im Vorfeld hatten wir vom Vorstand ohnehin die Befürchtung, diesmal ins Zentrum der dunklen Seite der Macht geraten zu sein, denn was wir an E-Mail Schriftverkehr, Vor- und Nachverhandlungen mit den Leistungsträgern, bis hin zu Telefonkonferenzen (ja, wir reden immer noch von einem Hobby) abzuhalten hatten, hätte inhaltlich das Potenzial für einen kompletten neuen Krieg der Sterne gehabt. Nervlich flogen wir vom Vorstand schon über das Kuckucksnest.
Bereits ausgehandelte und bestätigte Preise wurden mal schnell um überirdische 20 % erhöht
(Begründung Mindestlohn – ne is klar Jungs, man kann´s ja mal probieren), Reservierungen annulliert, weil plötzlich Vorauszahlungen geleistet werden sollten und Anfragen in einer Geschwindigkeit bearbeitet wurden, gegen die der Bau des BER in Lichtgeschwindigkeit voranschreitet.
Eigenlob stinkt zwar, aber der rebellische 6er Club Vorstand unter der Ägide von Obi-Wan Krammel, lies sich nicht unterkriegen – vielmehr bekriegten wir die Schergen des scheinbar nicht tot zu bekommenden Kollektivwahnsinns und waren sichtlich erleichtert, als wir die Ausschreibung endlich und mit gehöriger Verspätung an unsere Mit-Rebellen in die Galaxis entsenden konnten.
Graue Haare sollen ja sexy machen und Sächsisch (siehe oben) sprechen wir jetzt auch.
Dementsprechend vorbelastet reisten wir mit einer gehörigen Portion Ressentiments im Gepäck an – und dann das: tolles Hotel, freundliches Personal, eine Bar die freiwillig bis 2.00 Uhr früh aufhatte und traumhafte Betten, in denen man sich wegbeamen konnte. Diese sturen Sachsen machen doch nie was man von ihnen erwartet…
Ganz nebenbei zelebrierte das Hotel einen ausgesprochen schrägen Humor, wie z.B. aufgemaltem Loch im Fahrstuhlboden, viel roter Farbe und kessen Sprüchen auf den Zimmern.
Bei mir stand „Bist Du auch so gut im Bett wie unser Frühstück ?“ – Aber hallo, ich bin eine Mischung aus Granatapfelsaft und Knusper-Conflake – wollte ich schreiben, aber da man nicht wissen kann wer frägt, hielt ich lieber meinen Mund.
Wegen besagter Rotlicht-Bar fiel das Aufstehen aus dem fliegenden Teppich am Freitag sehr schwer, aber Abfahrt 9.15 Uhr heißt Abfahrt 9.15 Uhr, da kennt der Sachse keinen Spaß.
Über eine sonnendurchflutete, saftig grüne Landschaft, fuhren wir in einem Bus, dessen Fahrer uns mit „Guddn Morschn, isch bin da Üdo“ begrüßte, nach Mödlareuth. Vorbei an hochmodernen Windkrafträdern und knallig gelben Rapsfeldern, die leuchteten, als hätte jemand schrille 70iger Jahre Lackfarbe verschüttet, ging es mit Üdo an den Ort, der wie kaum ein anderer für die menschenverachtende Ideologie des Regimes der DDR stand.
Nach einem ausführlichen Rundgang mit Führung und einer kurzen Zwangspause, da wir in die „Bayernrundfahrt“ gerieten, ging es mit unserem sächsischen Busfahrer zum Mittagessen. Dort lernten wir dann, was man unter einer hiesigen Mittagsportion versteht. Obelix hätte seine wahre Freude daran gehabt; wie überhaupt alle Mahlzeiten an den Tagen zu mittleren Orgien ausarteten. Alle 6er Coupés dürften bei der Heimfahrt einige Kilo Zuladung mitgeführt haben, weniger verteilt auf den Kofferraum, als vielmehr auf Fahrer- und Beifahrersitz.
Nachmittags schließlich rumpelten und quietschten wir uns mittels Straßenbahn-Sonderfahrt auf und ab durch Plauen. Die Stadtführung auf dem Schienenweg führte uns von der Altstadt durch die ausgesprochen hügelige Stadt hinauf zu „Neubaugebieten“ – Betonbunker im postmodernen DDR Barock, leider auch vorbei an traumhaften Villen, die en gros verfallen, da aus dem Aufbau Ost vielerorts ein auf-und-davon-Rückbau Ost wurde.
Ein rosa-wangiger, von seiner Arbeit als pensionierter Straßenbahnschaffner und nun Touristenführer sichtlich begeisterter Herr, durchpustete die Gehörgänge der Anwesenden nicht nur mit Hardcore Sächsisch, sondern (weil wir alle so schön gefangen waren) mit zusätzlichem Megaphon. So ein Straßenbahnwagon muss ja beschallt werden.
Metallica für Best-Ager sozusagen. Statt Headbanging gab´s eben Headblowing.
Nachdem wir dann am Samstag nach einem üppigen Frühstücksbuffet (das Abendessen musste ja irgendwie verdaut werden), unsere Gran Tourisme aus der Tiefgarage geholt hatten, ging es bei viel schönerem Wetter als angekündigt, auf die große Vogtlandrundreise. Diesmal hatten alle ihren 6er dabei, so daß es endlich wieder ein richtiges 6er Club Treffen wurde. Naja fast alle – unser chief financial officer wollte etwaigen Bremsproblemen vorsorgen und nahm vorsichtshalber sein schwäbisches Sternenschiff mit auf die Reise.
Bei strahlendem Sonnenschein erreichten wir schließlich die Göltschtalbrücke, welche nichts weniger darstellt als die größte Ziegelsteinbrücke der Welt.
Ein Trumm von einem Bauwerk, welches die perfekte Kulisse für ein Photoshooting par excellence abgab – mit Autos, Fahrern und Gästen. Denn wie schon in Dräsdn, kamen einige 6er Fahrer aus der Tschechischen Republik und begleiteten uns für diesen Tag. Ein paar 8er Freunde, mit ihren 6ern, aus der Schweiz gehören ja inzwischen zum festen Repertoire.
Nach so vielen Ziegelsteinen, leidenschaftlich von einer rosa-wangigen Fremdenführerin erklärt (wo haben die Sachsen nur diese gesunde Gesichtfarbe her…), hatten wir schon eine ganz trockene Kehle, die wir dann allerdings ausführlich im Wernesgrüner Brauerei Gasthof anfeuchten konnten. Dort gab es, wer hätte das gedacht, auch wieder etwas zu essen.
Der kurze Zwischenstopp an der Talsperre Eibenstock blieb uns zwar wegen einer Rockerbande verwehrt, allerdings hätte man die meisten von uns nach der neuerlichen Magenfüllung sowieso eher kugeln können, sodass es ganz gut war, bis zum Raumfahrtmuseum durchzufahren, um dort dann ein Stück zu Fuß gehen zu können.
Einen ganzen Kinosaal nur für uns hatten wir auch noch nie und dort erfuhren wir mehr über den All-Tag der Astro-/Kosmonauten, wie schmackhaft Tubennahrung aussieht und dass man sich auch ohne Wasser waschen kann. Lecker. Ach ja und dass der erste Deutsche im All ein Kosmonaut war. Der Gudste.
Danach lichteten sich die Reihen schlagartig (vielleicht hatten die alle Hunger ?) und aus den über 30 Fahrzeugen, wurden ein einsames Trüppchen, welches sich tapfer dem Roadbook folgend bis zu einem Felsen durchkämpfte, der einen tollen Blick über das Vogtland bot.
Allerdings nicht lange, denn das anfangs grandiose Wetter verzog sich zu Ungunsten eines sächsischen Tiefdruckgebietes und das kennt ebenfalls keinen Spaß. Da guggste aba scheen blede, Du !
Bloß gut, dass das Abendbuffet alle wieder erwärmte, die braven Vorsätze mal weniger zu essen bereits im Keim erstickte und wir „unseren“ Samstagabend in vollen Zügen genießen konnten.
Feuertaufe bestanden, Hutschi !
Zu 20 jährigen Clubbestehen, gab es dann auch 2x 1 Runde Sekt, allerdings konnte bis heute nicht geklärt werden, ob die Bar versehentlich eine Probe vom benachbarten Urologen erwischte, Temperatur und Geschmack des Getränkes ließen darauf schließen.
Traditionsgemäß wurde auch die Ausfahrt für den Herbst vorgestellt und wir dürfen uns jetzt schon auf die Organisation seitens Axel Schuchardt und seiner Margitta freuen. Die beiden werden uns nicht nur in die Hauptstadt entführen, sondern vor allem auch in eine Region, die nicht jeder besucht, die aber durch ein Gedicht weltberühmt wurde – das Havelland, in dem ein Birnbaum stand !
Und ditt, ditt sag ick Dir – ditt, find ick janz dufte, wa !
Möge die Berliner Nacht mit uns sein, Episode IV kann kommen !
Gerhard Holmer